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ihrer Dienstzeit oft noch besonderen Schulunterricht. Die ausgediente Mann-
schaft wird der Landwehr eingereihet. So ist Preußen „das Volk in Waffen"
geworden. Seine Kriegsmittel übertreffen an Vollkommenheit die aller an-
dern Völker. Der preußische Krieger ist menschlich, weil er gebildet ist.
Die preußische Handels- und Kriegsmarine hat in den letzten Jahrzehnten
einen bedeutenden Aufschwung genommen und besitzt jetzt in der Nord- und
Ostsee auch vortreffliche Häfen.
Preußen ist eine in männlicher Linie des Hauses Hohenzollern erbliche
constitutionelle Monarchie. Am 5. December 1848 gab Friedrich Wil-
helm Iv. seinem Lande eine constitutionelle Verfaffung, welche am 31. Jan.
1850 nach erfolgter Berathung in den beiden Kammern endgültig festgestellt
worden ist. Nach derselben steht dem Könige allein die vollziehende Gewalt
zu. Die gesetzgebende Gewalt wird gemeinschaftlich durch den König und
die beiden Kammern, das Herrenhaus und das Haus der Abgeordneten,
ausgeübt. Das Herrenhaus besteht aus den volljährigen Prinzen des könig-
lichen Hauses, den vormals reichsunmittelbaren Fürsten und Herrn, aus
Mitgliedern der großen Grundbesitzer, der großen Städte und der Universi-
täten, denen persönlich oder erblich das Recht verliehen ist, im Herrenhause
zu sitzen. Das Haus der Abgeordneten besteht aus 352 aus indirecter
Wahl hervorgegangenen Mitgliedern.
Eintheilung.
Bis zum Jahre 1866 zerfiel der preußische Staat in die 8 Provinzen:
Preußen, Posen, Schlesien, Pommern, Brandenburg, Sachsen, Westfalen und
die Rheinlande. Jede dieser Provinzen ist in Regierungsbezirke eingetheilt,
jeder Regierungsbezirk in Kreise. An der Spitze jeder Provinz steht ein
Oberpräsident, an der eines Regierungsbezirkes ein Präsident, an der eines
Kreises ein Landrath. Ueber die Benennung und Eintheilung der neu erwor-
benen Landestheile fehlen jetzt noch die Bestimmungen; wir führen sie daher
vorläufig als Provinzen mit ihren bisherigen Namen und Eintheilungen auf.
1. Die Provinz Preußen.
(1179 Q.-M. und 3,015,000 Einwohner.)
Sie bildet den östlichsten Theil des Staates wie überhaupt Deutschlands,
wird im Osten und Süden von Rußland (Litthauen und Polen) begrenzt,
im Norden von der Ostsee. Von größeren Flüssen gehört der Provinz der
Pregel ganz an, von der Memel und Weichsel nur der Unterlauf. Etwa
der dritte Theil des Bodens wird durch einen unfruchtbaren sandigen Land-
rücken gebildet, der übrige Theil desselben ist dagegen sehr fruchtbar und
erzeugt neben großen Waldungen und fetten Wiesen eine Fülle von Weizen,
Roggen, Gerste, Hafer, Erbsen und Kartoffeln, begünstigt daher auch die Vieh-
zucht in hohem Grade, namentlich die des Pferdes und Rindes. Die
Mehrzahl der Bewohner beschäftigt sich darum auch mit Ackerbau und Vieh-
zucht. Der Handel blüht in Danzig, Königsberg und Memel. Die ursprüng-
liche Bevölkerung besteht aus Litthauern, Slaven, Masuren und Kassuben;
die Deutschen, die jetzt 2/3 der Bewohner ausmachen, sind nach und nach
eingewandert.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wil- Friedrich Jan
Das Gstseehinterland, ein Gebiet des Ackerbaus.
67
sind es, die das Gstseehinterland zum Gebiet des auf weiter Fläche betriebenen
Ackerbaues, zu dem Lande der Großbauern und der Großgrundbesitzer gemacht haben.
Der Wald ist, mit Ausnahme der Provinz Brandenburg, nur von geringer Bedeutung,
und weit hinaus schweift der Blick über ausgedehnte Feldkulturen, unterbrochen von
mäßig ausgedehnten Weiden. Späteres Eintreten des Frühlings und kürzere Sommer?-
zeiten, zum Teil auch das Seltenerwerden der städtischen Siedlungen mit ihren Be-
dürfnissen sind Ursache, daß der Garten- und der Obstbau selbst gegenüber Mittel-
deutschland stark in den Hintergrund tritt. Dies ist begreiflich, da im Nordostgebiet
Deutschlands nur noch 150—160 Tage hindurch kein Frost zu erwarten ist, und so
kommt denn auch nach einer Erhebung vom Jahre 1893 in der Provinz Ostpreußen
erst auf 105 ha Ackerfläche ein Hektar, das als Gartenland benutzt wird, in Pommern
auf 104, ja selbst in der Provinz Sachsen erst auf 81, wogegen in Baden auf 35
und in der Rheinprovinz schon auf 32 ha Ackerland ein Hektar Gartenland entfällt.
Auch die Obstkulturen, noch in mancher tandschaft Mitteldeutschlands eine Ouelle
des Wohlstandes für die kleinbäuerlichen Besitzer, treten hier ganz hinter die im Großen
betriebene Pflugwirtschaft zurück und sind in den küstennahen und den östlichen Ge-
bieten auch klimatisch so sehr benachteiligt, daß beispielsweise in Ostpreußen nur 114
und in Schleswig-Holstein nur 146 Obstbäume auf je ein Quadratkilometer der
landwirtschaftlich benutzten Fläche entfallen, gegenüber 389 im Reiche.
Somit ist die ländliche Bevölkerung dieser Gegenden im wesentlichen auf die
Massenerzeugnisse des Ackers angewiesen. Da in dieser aber Getreide und Kartoffeln
die wichtigste Rolle spielen, und da die letztgenannte Frucht auch für die Schweine-
Haltung sehr in Betracht kommt, so muß der größte Teil der norddeutschen Landwirte
die Beeinflussung des Marktes durch die Einfuhr ausländischen Brotkornes und
Fleisches auf das lebhafteste in seiner eigenen Wirtschaft empfinden. So erklärt sich
also aus der Beschaffenheit der Provinzen im Gstseehinterlande ein gut Teil der
Abneigung gegen engere Handelsbeziehungen Deutschlands zu den außereuropäischen
Ausfuhrländern landwirtschaftlicher Massengüter. Wieviel mehr das Wohl und
Wehe der ostelbischen Gegenden von der Ernte der wichtigsten Ackergewächse abhängt,
wieviel mehr ihr Anbau hier aber auch das Interesse der gesamten Bevölkerung
auf sich zu lenken vermag, dafür nur ein Beispiel. Im Jahre 1905 kamen lediglich
von Weizen- und Roggenland in den Provinzen Ost- und Westpreußen 27 a, in der
Rheinprovinz, diesem vom Flachlande so sehr verschiedenen Gliede des preußischen
Staates, dagegen nur wenig über 5 a auf den Kopf der Bevölkerung."
Das Hinterland der Ostsee gliedert sich in zwei große Landschaftsgebiete: den
nördlichen Landrücken und die Tieflandsmulde zwischen dem nördlichen und dem süd-
lichen Landrücken. — Teile des südlichen Landrückens und die schleiche Bucht, die
ebenfalls zum Ostseehinterlande gehören, siehe S. 53.
Der nördliche Landrücken. Die Seite des Landrückens, welche der Ostsee
zugewendet ist, besitzt meist lehmigen, fruchtbaren Boden. Die Abdachung zum Tief-
lande im Süden ist aber vielfach unfruchtbar: denn dort haben während der „Eis-
zeit" die Schmelzwasser des Eises große Sandmassen abgelagert. Im Osten sind die
niedrigen Berge vorwiegend mit Kiefern-, im fruchtbareren und milderen Westen
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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niedere Volk der großen Städte, obgleich auch ihnen die nöthige Sorgfalt ge-
widmet wird.
34. Nahrungszweige. Die meisten Provinzen des Staats können sich,
in Betreff deö natürlichen Reichthums, mit vielen anderen deutschen Landen
kaum messen. Zwar findet sich in jeder Provinz ein oder der andere Landstrich,
dessen reicher Boden die Mühen des Ackerbaues reichlich lohnt, — wie in
Preußen die Tilsiter, die Danziger und Elbingcr Niederung; in der Mark das
Oder- und Warthe-Bruch und die Ucker-Gegenden; in Pommern der sogen.
„Waizacker" (zwischen Stargard und Pyritz) und mehrere Küstengegcnden, na-
mentlich in Neu-Vorpommern und Rügen; in Sachsen die Magdeburger Börde,
die goldene Aue (Helme-Thal), die Saal- und Unstrut-Gegenden; in Schlesien
die Ebene zwischen der Oder und dem Riesengebirge; in Posen der kujavische
Waizacker (a. d. oberen Netze) und die Gegenden an der mittleren Warthe; —
in Westphalcn die Soester und Warburgcr Börde und die Gegend zwischen Her-
ford und Bielefeld; endlich das schöne Rhein-Thal, der Fuß der Vor-Eifel,
das Jülicher Land u. s. w.: — allein die größte Fläche des Bodens ist nur
mittelmäßig, thcilweis sogar recht dürftig, wie die Sand-, Haide- und Moor-
gegenden, welche ansehnliche Theile der Pros. (West-) Preußen, Pommern, Bran-
denburg, (Ober-) Schlesien und Posen und des Reg.-Bez. Münster einnehmen,
wie die rauhen, steinigen Flächen deö Eichsfeldes, des Sauerlandes, des Huns-
rücks, der Eifel u. s. w. — Dennoch liefert die, besonders in den östl. Provinzen
(hier am wenigsten in den slavischen Gegenden) mit großer Sorgfalt betriebene
Landwirthsch ast Getreide zur Ausfuhr, auch Flachs und Hans; — in den
Thälern des Rheins, der Nahe, Mosel, Saar und Ahr geschätzte Weine, und
auch in „Thüringens Bergen" veredelt sich die Rebe mehr und mehr. — Die
durch Institute verschiedener Art (Haupt- und Landgestüte, Stammschäfereien,
Thierschaustellungen re.) geförderte Viehzucht liefert treffliche Pferde (besonders
in Preußen), schönes Rindvieh (vorzüglich in den Weichsel- u. a. Fluß-Mar-
schen), sehr edle Schafe (namentlich in Sachsen und Schlesien, überhaupt in den
östlichen Provinzen mehr als in den westlichen), eine große Zahl von Schweinen
(besonders in den Provinzen östlich der Oder, aber auch in Westphalen re.)
u. s. w. — Im Allgemeinen leben etwa 60 Prozent der Gesammt-Bcvölkerung
von der Landwirthschaft. — Die mineralischen Schätze des Bodens, die der am/
sig betriebene Bergbau fördert, gehören nicht zu den glänzenden. Die Aus-
beute an Silber (im Mansfeloischen) ist gering und die an Kupfer nicht bedeutend;
doch Eisen und Kohlen sind (wie bedeutungsvoll!) in den meisten Provinzen,
wie in Deutschland überhaupt, reichlich vorhanden, namentlich in den Reg.-Bez.
Oppeln, Breslau und Merseburg, an der Sieg, Ruhr und Saar re. — Die B e-
triebsamkcit der Bewohner ersetzt mehr und mehr die Dürftigkeit der hei-
mathlichcn Natur, doch übertreffen die westlichen und südlichen Provinzen in die-
ser Beziehung die nordöstlichen; vor allen zeichnen sich der Reg.-Bez. Düsseldorf
(Elberfeld, Barmen, Solingen, Ronsdorf, die Ruhr- und Wupper-Gegend über-
haupt, Krefeld und Umgegend re.), Theile der Reg.-Bez. Arnsberg, (Schwelm
Hagen, Iserlohn rc.), Aachen (Aachen, Burtscheid, Eupen, Malmedy), Magde-
burg (Magdeburg, Burg, Neu-Haldensleben), Merseburg (die Saal-Städte),
Erfurt (Erfurt, Suhl, Sömmerda, das Eichefeld), Potsdam (Berlin und Um-
gegend), Breslau (Breslau, Reichenbach, Frankenstein rc., das Schweidnitzer
3 *
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
— 79 —
daß auf 1 qkm 118 kamen. An Volksdichte wird es unter den europäischen
Großmächten nur von Großbritannien und Italien übertroffen, während
es seiner Größe nach der vierte und nach seiner Einwohnerzahl der fünfte
Staat ist. Vergleicht man die Volksdichte der einzelnen Provinzen mit-
einander, so zeigt es sich, daß die n-en und nö-en Provinzen infolge der
geringen Fruchtbarkeit der Höhenrücken und der Armut an Mineral-
schätzen die niedrigste Zahl, die s-en und w-en hingegen, in denen neben
dem Ackerbau eine blühende Industrie ihren Sitz hat, die höchste Ziffer
aufweisen.
Die deutsche Nationalität ist so überwiegend, daß ihr über hu der
gesamten Bevölkerung zugehören. Der übrige Teil fällt auf Slaven
l'polen in Posen, Preußm'und Schlesien, Tschechen, Mähren und Wenden
in Schlesien, die letztgenannten auch im Regierungsbezirk Frankfurt), gegen
3,8 Mill. Litauer, Dänen, Wallonen (im Kreise Malmedy).
Dem religiösen Bekenntnisse nach sind etwa 2/s der Bewohner evan-
gelisch, i/s ist katholisch. Vorherrschend evangelisch ist die Bevölkerung in
Ostpreußen, Sachsen, Brandenburg, Pommern, Hessen-Nassau, Hannover
und Schleswig-Holstein, vorherrschend katholisch tri Posen, Westfalen und
im Rheinlands fast gleich verteilt unter die beiden Konfessionen sind West-
preußen und Schlesien.
Hinsichtlich des Erwerbslebens überwiegt ö der Elbe mit Ausnahme
von Berlin und den schleichen Bergwerks- und Fabrikgebieten die Land-
Wirtschaft, w der Elbe die Industrie. Unter den Bodenerzeugnissen
nimmt das Getreide die erste Stelle ein und unter diesem wieder der
Roggen. An Jndustriepflanzen werden Tabak und Hopfen, Raps, Flachs
und Hanf angebaut. Nennenswerten Weinbau treibt das Rhein- und
Moseltal, das Saaletal bei Naumburg und die Umgegend von Grün-
berg in Schlesien. In der Viehzucht steht die Zucht der Pferde, des
Rindviehs und der Schafe obenan.
Durch Reichtum an Metallen zeichnen sich in den ö en Provinzen
nur Schlesien und Sachsen aus. Steinkohlen liefert das Mittelgebirge
im O und W, Braunkohlen sind weit in dem Tieflande verbreitet. Salz
wird besonders in Sachsen und Hannover gewonnen, auch Westfalen liefert
eine nicht unbedeutende Menge. Der deutschen Ostseeküste gehört fast aus-
schließlich der Bernstein an.
Im Gewerbebetrieb steht besonders die Woll-, Baumwoll-, Leinen-
und Eisenindustrie in hoher Blüte; die Wollindustrie hauptsächlich in
den Regierungsbezirken Aachen, Düsseldorf, Magdeburg Potsdam, Frank-
furt und Liegnitz; die Baumwollindustrie im Rheinland (Elberfeld
und Barmen), in Sachsen, Brandenburg und Schlesien; die Leinen-
fabrikation in Westfalen und Schlesien; die Eisenindustrie in den
Bezirken, wo Eisenerze gewonnen werden, und in den großen Städten,
Rübenzuckerfabriken finden sich besonders in Schlesien und Sachsen,
Branntweinbrennereien in den ö-en, besonders die Kartossel an-
dauernden Provinzen.
Das Königreich Preußen bildet nach der Verfassungsurkunde
vom 31. Januar 1850 eine konstitutionelle Monarchie; die Krone ist
erblich im Mannesstamme des königlichen Hauses. Die Landesgesetz-
gebung wird gemeinsam von dem König und den beiden Häusern des
Landtages geübt.
Der König übt allein die vollziehende Gewalt aus; er ernennt die
Minister und übrigen Staatsdiener und hat das Recht der Begnadigung
und Strafmilderung und der Verleihung von Auszeichnungen, Titeln und
Orden. Die Person des Königs ist unverletzlich. Alle Regierungshand-
lungen bedürfen der Gegenzeichnung des Ministers, der damit die volle
Verantwortlichkeit für sie übernimmt.
Der Landtag besteht aus dem Herren-und dem Abgeordnetenhause.
Das Herrenhaus setzt sich aus den großjährigen Prinzen des königlichen
Hauses und den mit erblicher Berechtigung oder auf Lebenszeit vom
Könige berufenen Mitgliedern zusammen. Das Abgeordnetenhaus
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50
Preußen und Osterreich.
4. Wie Karl der Groe, gestaltete er seine Hausgter (Do-matten) zu Musterwirtschaften; durch Vorschriften und eigene Ver-suche brgerte er unablssig neue Nutzpflanzen ein: Luzernklee und Esparsette, Waid und Rben; zur Anpflanzung der Kartoffeln mute man die Bauern vielfach zwingen; der Hopfenbau lieferte schlielich allen Bedarf der preuischen Brauereien. Friedrich legte das Oderbruch trocken, ein Werk, das Friedrich Wilhelm I. wegen der groen Kosten zurckgelegt hatte mit dem Vermerk: ,,Fr meinen Sohn Friedrich." Unter der Leitung eines hollndischen Wasserbau-meistere dmmten Arbeiter und Soldaten die Oder durch starke Deiche ein und entwsserten durch Kanle die Niederungen. Ohne Schwertstreich habe ich eine Provinz erobert!" sagte er voll Freude. Auf dem neuen Gelnde siedelte er Pflzer, Schwaben, schwedische Pom-mern und sterreichische Protestanten an. Damit fr auslndische, namentlich Kolonialwaren, kein Geld aus dem Lande gehe, frderte er mit schweren Opfern Anlegung und Betrieb von Zucker-, Samt-und Seidenfabriken. Wollspinnereien und Strumpfwirkereien hatten schon die Hugenotten eingerichtet, die Leinwandweberei verbreitete sich von Schlesien und der Grafschaft Ravensberg (Bielefeld) aus in den Marken und in Pommern.
5. Drei Vierteile der Staatseinnahmen wurden auf das Heer verwendet, dem die erste Sorge des Knigs galt. Er schuf jene Reiterei, die Seydlitz und Zieten so ruhmvoll gefhrt haben. Noch mehr als sein Vater zog er den Adel zum Offiziersdienst heran. Durch sein eigenes Vorbild hat er nicht nur seinen Offizieren und durch sie seinen Soldaten, sondern seinem ganzen Volk Ehr- und Pflichtgefhl eingepflanzt. Er war ein Erzieher seines Volkes, wie es nur je ein groer König gewesen ist.
6. Friedrich der Groe im Siebenjhrigen Kriege.
1. Maria Theresia hoffte noch immer, den ^bsen Mann"- zu demtigen und ihrem habsburgisch-lothringischen Erzhause die Vorherrschaft der Deutschland zurckzugewinnen, die in dem Edelstein" Schlesien verkrpert schien. Darum traf sie mit Frankreich und der Kaiserin Elisabeth von Rußland sowie mit Sachsen Abrede zur Erniedrigung des Markgrafen von Brandenburg".
Umfassende Rstungen Rulands und sterreichs belehrten Friedrich, da ein Weltkrieg gegen ihn im Werke sei. Da beschlo er, dem
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Groe Karl Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Elisabeth_von_Rußland Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Osterreich Schwaben Bielefeld Pommern Deutschland Frankreich Sachsen Rulands
17. Der deutsche Landbau und die deutsche Viehwirtschaft, 75
Lehmmergelboden und folgt dabei gern gewissen Flußlinien, wie
dem Rhein und dem Main, der Donau, der Oder und Weichsel.
Die Hauptgerstenländer sind die Provinzen Sachsen, Schlesien,
Posen, Ost- und Westpreußen, Schleswig-Holstein und die süd-
deutschen Staaten. Der Hafer nimmt inbezug auf Größe der
Anbaufläche die zweite Stelle unter den deutschen Getreidearten
ein, über ein Fünftel der ackerbaulich ausnutzbaren Fläche. In
der deutschen Getreidekultur hat sich der Anbau von Hafer immer
am meisten bewährt; er bequemt sich fast jeder Bodenart und
Vodenlage an, steigt doch der klimaharte Verghafer am weitesten
in den Gebirgen aufwärts; jedoch liebt der Hafer weder anhaltende
Trockenheit noch zu hohe Wärme, weshalb er die sonst als
fruchtbarste und wärmste Gebiete bekannten Gegenden mehr
meidet. Sonst ist der Haferbau über ganz Deutschland fast
gleichmäßig verbreitet. Alle ostelbischen Gebiete sind ausgezeichnete
Haferländer. In Sachsen liegt der Schwerpunkt des Hafer-
anbaus mehr in den Kreishauptmannschaften Leipzig und Dresden.
Besonders stark ist der Haferanbau im Regierungsbezirk Cassel,
in Ober- und Niederbayern und in Lothringen.
Je nachdem gute, mäßige oder nasse Jahre den deutschen
Ackerbau begünstigen oder schädigen ist das Ernteergebnis der
einzelnen Ackerbaufrüchte verschieden. Innerhalb der letzten
zwanzig Jahre schwankte der Ernteertrag auf einem
Hektar für den Weizen zwischen 16 und 21 dz, für den
Roggen zwischen 13 und 19 dz, für die Gerste zwischen 15 und
21 dz und für den Hafer zwischen 11 und 21 dz. Ganz dem
Klima und der Vodenbeschaffenheit entsprechend, wechseln auch
innerhalb Deutschlands die Ernteergebnisse ganz beträchtlich. So
ist für die Bedeutung der einzelnen Frucht nicht bloß die Aus-
dehnung der Anbaufläche maßgebend, sondern auch die Güte
des Bodens, die die Ertragsfähigkeit bestimmt. Es ergibt
einen großen Unterschied in dem Ertrag, ob der Hafer seinen
Standort auf den Höhen der deutschen Mittelgebirge oder auf
den fruchtbaren Ebenen der Täler und Becken hat, ob der
Roggen auf den dürren Höhenrücken des norddeutschen Tief-
landes, in den Sandgefilden der Mark oder auf dem intensiv
bewirtschafteten und in höchster Kultur stehenden Boden der
Magdeburger Börde wächst. Im Durchschnitt der letzten zehn i
Jahre brachte ein Hektar an Weizen in Ostpreußen 16 dz, in
Schleswig-Holstein 26 dz, in der Provinz Sachsen 25 dz, in
Württemberg 15 dz und in der Rheinpfalz 18 dz, an Roggen
in Ostpreußen 14 dz, in Schleswig-Holstein 17 dz, in der Provinz
Sachsen 17 dz, in Württemberg 14 dz und in der Rheinpfalz
20 dz, an Gerste in Ostpreußen 16 dz, in Schleswig-Holstein
22 dz, in der Provinz Sachsen 24 dz, in Württemberg 15 dz
und in der Rheinpfalz 23 dz, an Hafer in Ostpreußen 16 dz,
in Schleswig-Holstein 20 dz, in der Provinz Sachsen 22 dz, in
Württemberg 14 dz und in der Rheinpfalz 19 dz.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Main Donau Sachsen Schlesien Posen Schleswig-Holstein Deutschland Sachsen Leipzig Dresden Niederbayern Lothringen Deutschlands Ostpreußen Schleswig-Holstein Provinz_Sachsen Württemberg Rheinpfalz Ostpreußen Schleswig-Holstein Provinz
Sachsen Württemberg Rheinpfalz Ostpreußen Schleswig-Holstein Provinz_Sachsen Württemberg Rheinpfalz Ostpreußen Schleswig-Holstein Provinz_Sachsen Württemberg Rheinpfalz
80
Nördlicher Landrücken.
hat durch den Vau des Kaiser Wilhelm-Kanals außerordentlich an Bedeutung ge-
wonnen.
früher mußten die Schiffe, um aus der Nordsee in die (Dstsee zu gelangen,
ihren Weg um die Halbinsel Iütland nehmen. Diese Fahrt dauert mehrere Tage
und ist wegen der schweren Stürme, die im nördlichen Teile der Wasserstraße
häufig herrschen, vielfach mit großen Gefahren verknüpft. Da der holsteinische
Landrücken von tiefen Cinsenkungen zerschnitten wird, hat man eine derselben
benutzt, um Vst- und Nordsee durch einen Kanal zu verbinden. Durch diesen
Kaiser Wilhelm-Kanal gelangen die Schiffe in etwa 9 Stunden gefahrlos
aus einem Nleere in das andre. (Bedeutung im Falle eines Krieges?) Da der
Kanal aber für die großen Schlachtschiffe, die jetzt gebaut werden, zu schmal und
zu flach ist, wird er vergrößert. Und zwar soll er durch den Erweiterungsbau
solche Niesenmaße erhalten, daß er zu einem Wunderwerk der Technik wird. Die
neuen Schleusen bei Kiel und Brunsbüttel, die vor ihrer Fertigstellung stehen,
sind mit einer Länge von 330 m, einer Breite von 45 m und einer Tiefe von
14 m überhaupt die größten Schleusenanlagen der Welt (Schleusenanlagen am Pa-
namakanal: Länge 305 m, Breite 33,55 m, Tiefe 12 m). Diesen gewaltigen Zahlen
entsprechend wird auch die neue „Eisenbahn-Hochbrücke" sein, die gleichfalls mit der
Erweiterung des Kaiser Wilhelm-Kanals hergestellt wird. Die Länge des Eisen-
gerüstes ist auf 1400 m berechnet. Die Gesamthöhe der Brücke beträgt 53 m, die
höhe über dem Wasserspiegel 42 m, da die Tiefe des Wassers auf 11 m vergrößert
worden ist. Die bisherige Tiefe betrug 9 m. Das Baumaterial wird durch eine
Schwebebahn hingeschafft. Besonders bedeutsam für den Schiffsverkehr auf dem
Kanal dürfte die Verbreiterung des Kanals werden. Bisher hatte er eine größte
Breite des Wasserspiegels von 68 m. Dieses Nlaß soll um 34 m erweitert werden,
so daß die Wasserspiegelbreite 102 m betragen wird.
Volkscharakter. In schwerer Arbeit müssen die Bewohner des Nördlichen Landrückens
ihren Unterhalt gewinnen; ein großer Teil der Bevölkerung lebt in beständigem Kampfe
mit Wind und Meer. Darum sind die Pommern, die Mecklenburger und die holsteiner
im allgemeinen von ernster 5lrt, wortkarg und tüchtig. „Schlicht wie das Land ist ihr
Charakter. In ihnen liegt jenes starke, im Kampf um das Dasein erprobte Gott- und
Selbstvertrauen, das Männer kennzeichnet, die lieber handeln als reden. Treu hängen sie
an der alten Litte, am gewohnten Recht. Der starke, tatkräftige Menschenschlag liefert die
besten Soldaten für unser Heer. Die Fischer und Seefahrer der Küste haben fast alle bei
der Marine gedient/' — von den deutschen Bewohnern Westpreußens ist freilich kaum
etwas Besonderes zu melden. Sie sitzen durch die ganze Provinz (mit Ausnahme der rein
deutschen Weichselniederung) stark gemischt mit Polen und Juden, und unter der drei-
hundertjährigen polnischen Herrschaft von 1446—1772 hat sich hier so wenig wie in der
Provinz Posen ein besonders gearteter, geschlossener deutscher Volksstamm zu entwickeln
vermocht. Im Norden der Provinz Schleswig-Holstein ist die Bevölkerung zum Teil däni-
scher Abstammung.
Da sich auf den holsteinischen höhen vortreffliche Weiden finden, steht dort
die Ninder- und Pferdezucht in hoher Blüte. Man züchtet ein kleines, genüg-
sames und doch milchergiebiges Nind. Zur Weide werden mit Klee besäete Ncker
benutzt, die ein Jahr gemäht, ein Jahr geweidet und dann wieder zum Kornbau
gepflügt werden. Zum Schutze gegen die Stürme, die vom nahen Nleere heran-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee Kiel Pommern Westpreußens Ninder-
129
Die preußischen Provinzen (nach der Einwohnerzahl geordnet).
Mill. E. Mill. E.
1. Rheinprovinz ^Tö" 7. Ostpreußen 2
2. Schlesien H 8. Posen 14
3. Brandenburg 41 5 9. Hessen-Nassau H
4. Sachsen 2z 10. Pommern H
5. Westfalen 11. Westpreußen if
6. Hannover 2-ro- 12. Schleswig-Holstein H
Die Kolonien.
§. 57. Allgemeines. Man unterscheidet Handels-, Plantagen-
und Ackerbau-Kolonien.
Die Handelskolonien sind Niederlassungen in fremden Erd-
teilen, die bestimmt sind, für Absatz der heimischen Produkte in jenen
Gegenden zu sorgen und die Produkte derselben dem Heimatlande zu
übermitteln.
Die Plantagenkolonien sind Niederlassungen in tropischen
Ländern, deren Boden durch die Arbeitskraft der Eingeborueu bestellt
wird, mit dem Kapital und unter Leitung der Weißen, die das Klima
dort an der Arbeit hindert. — Zuckerrohr, Tabak, Baumwolle, Kaffee
u. dgl. sind die Erzeugnisse der Plantagen.
Der Kapitalist findet in solchen Kolonieen ein geeignetes Feld für
seine Thätigkeit, indem er durch sein Geld und seine Intelligenz hier
einen hohen Gewinn zu erzielen vermag.
Die Ackerbaukolonien sind Niederlassungen in Gebieten, wo
der Weiße selbst zu arbeiten vermag, wo er sich ein Stück Land er-
wirbt, um es zu bestellen, sei es, daß dasselbe schon urbar gemacht
ist, sei es, daß er es selbst zu kultivieren unternimmt.
Während Handels- und Plantagenkolonien den Wohlstand des
Mutterlandes heben und der Bevölkerung daheim mancherlei Nahrnngs-
quellen erschließen, sind die Ackerbaukolonien für übervölkerte Gegenden
von hoher Bedeutung. Der Auswandernde ist imstande, mit Verhältnis-
mäßig geringem Kapital unter dem Schutz des Mutterlandes, in der
Gemeinschaft mit Landsleuten sich ein schönes Besitztum zu erwerben,
woran er daheim nicht hätte denken können. Voraussetzung allerdings
ist, daß er gesund und kräftig ist und Arbeit nicht scheut.
Kolonien können nur gedeihen, wenn eine starke Kriegsflotte zum
Schutz da ist. Die Eingebornen der fremden Erdteile haben nur
vor der Macht Respekt; sie achten das Eigentum der Europäer nur
Zweck u. Bernecker. Geographie Ii. 9
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Westfalen Schleswig-Holstein
Königreich Preußen. 77
fehlt es nirgend. Die Ostsee liefert viele Arten Fische, unter an-
dern Häringe; bekannt ist der Lachs der Elbe und des Rheins,
so wie viele andere Fischarten in Seen und Flüssen, besonders der
O. Provinzen. Starke Bienenzucht in Schlesien und Sachsen.
Die getreidereichsten Provinzen sind Sachsen, Preußen und
Posen, Rüb- und Rapsa'amen (Raps) bauet Sachsen, Schle-
sien und Niederrhein am meisten; durch Gemüsebau zeichnen sich
einzelne Gegenden in Brandenburg, Sachsen (Erfurt), Schlesien
und die Rheinprovinzen aus. Sehr wichtig ist der Flachsbau in
Schlesien und Westfalen, welche Provinzen auch viel Hanf bauen,
Hopfen und Zichorien liefert Sachsen, Krapp Schlesien, Sa-
flor und Waid Sachsen, Taback Brandenburg und Pommern,
Gewürzpflanzen (Anis, Kümmel, Fenchel rc.) Sachsen, Obst
Sachsen, Pommern und die Rhein - und Moselgegenden, Wein
die südlichen Rhein- und die Mosclgegenden am meisten Schlechte
Weine liefert auch Sachsen und Schlesien. Große Waldungen
sind besonders in Preußen, Posen, Pommern, Schlesien und
Brandenburg; in den W. Provinzen ist Niederrhein am waldreich-
sten, die andern Provinzen in den Gebirgen. Metalle liefern
nur die Gebirgsländer. Eisen ist das wichtigste und findet sich in
allen Gebirgen. Viel Zink liefert Schlesien, Blei vorzüglich
Schlesien, Kupfer Sachsen, Silber in bedeutender Menge
Sachsen, auch Westfalen, Kobalt in Schlesien und Westfalen.
Reich an Steinkohlen ist Schlesien, Westfalen und die Rhein-
provinzen, weniger Sachsen. Schwefel liefert Schlesien u. Sach-
sen. Merkwürdig ist die Gewinnung des Bernsteins an der Ost-
see, besonders in Ostpreußen. Große Torfmoore finden sich in
Brandenburg, Pommern, Ostpreußen, besonders Niederrhein. Reiche
Salzquellen besitzt Sachsen (Halle, Schönebeck, Dürrenberg u.a.),
auch Westfalen hat deren einige (Unna, Rehme u. a.). Alaun ge-
winnt man vorzüglich in Schlesien, Brandenburg, Sachsen u. Nie-
derrhein, Vitriol in Schlesien, Salpeter in Sachsen. Von
andern nutzbaren Mineralien bemerken wir die mancherlei Halb-
edelsteine in Schlesien, Mühlsteine in Sachsen, besonders
berühmt am Rhein, wo auch der so wichtige Traß sich findet,
Pfeifenthon in Niederrhein, Marmor in Schlesien, «.Sand-
stein, Kalk, Gips, Schiefer in vielen Gegenden. Preußen
hat viele Mineralquellen, unter welchen aber außer denen in
Aachen und Driburg wenige im Auslande bekannt sind.
Die Einwohner sind größtentheils Deutsche; jedoch sind über
2 Mill. Slavischen Stammes, meistentheils Polen in Posen
und Westpreußen, auch Litthauer und Letten in Ostpreußen,
Wenden in Theilen von Schlesien und Brandenburg (der alten
Lausitz) und Kassuben in Pommern. Nicht unbeträchtlich ist in
den Rheinprovinzen die Zahl der Franzosen, die auch sonst als
Nachkommen der ehemaligen Französischen Flüchtlinge in den ande-
ren Provinzen zerstreuet sind, wo sich auch Wallonische Coloni-
sten finden. Die Zahl der Juden beträgt über i5o,ooo, am mei-
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— 61 —
h. und i. zwei O d e rprovinzen — Schlesien (Breslau) und Pommern
(Stettin).
k. eine Weichselprovinz — Westpreußen (Danzig).
1. eine Pregelprovinz — Ostpreußen (Königsberg).
in. eine Wartheprovinz = Posen (Posen).
3. Erwerbung durch die Hohenzolleru.
a. Besitzstand vor 1866.
b. Besitzstand nach 1866.
c.
3icl: Wir vergleichen die preußischen Provinzen Hinsicht-
lich der Hauptbeschäftigung ihrer Bewohner.
Wir gelangen zu folgender Übersicht:
A. Ackerbau.
1. Getreidebau wird in allen Provinzen getrieben. In ganz
besonderer Blüte steht er in Schleswig-Holstein, Hannover
(Marschen!) Posen, Sachsen, Schlesien.
2. Gemüsebau finden wir besonders in der Provinz Sachsen
(Ersnrt!) in Brandenburg (Spreewald!) und in Schlesien.
3. Obstbau blüht in der Rheinprovinz und in Hessen-Nassau.
4. Weinbau finden wir hauptsächlich in der Rheinprovinz und
in Hessen-Nassau.
5. Flachs gedeiht besonders in Westfalen, Hannover und
Schlesien.
B. Viehzucht.
1. Rindviehzucht: Schleswig-Holstein. — Hannover.
2. Pferdezucht: Schleswig-Holstein, Hannover (Marschen!) und
Preußen (Trakehnen).
3. Schafzucht: Pommern, Posen, Hannover (Heide!).
4. Bienenzucht: Hannover (Heide!) und Schleswig-Holstein.
5. Schweinezucht: Westfalen (Schinken!).
C. Bergbau.
1. Steinkohlenbau: Rheinprovinz (Ruhrthal, Aachen, Saar--
brücken), Schlesien, Westfalen.
2. Braunkohlenbau: Rheinprovinz, Provinz Sachsen, Schlesien.
3. Torf: Hannover (Ems!)
4. Eisenerzbau: Rheinprovinz (Sieg!) Westfalen, Schlesien,
Hannover (Harz!)
5. Zinkerz: Schlesien.
6. Salzgewinnung: Provinz Sachsen (Halle, Staßsurt und
Schönebeck) und Provinz Hannover (Lüneburg.)
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Extrahierte Personennamen: Rindviehzucht C. Bergbau Steinkohlenbau Braunkohlenbau Eisenerzbau